Von einem der auszog und das Fürchten lernte – 2m Marconi Contest

Hier ein Erfahrungsbericht von Michael, DK6AC, vom Marconi-Contest. Ja, seid mutig, auch die, die noch CW Lernen sollten mal einen Contest in CW versuchen.


Es geht zum Endspurt. Nur noch drei Wettbewerbe, dann ist das Jahr 2021 und damit auch die CM* für dieses Jahr gelaufen.

Da können wir jetzt keine Pause machen, also will ich auch beim VHF Marconi Contest mitmachen. Der wird aber in CW ausgetragen, einer Sprache, derer ich ungefähr so mächtig bin wie der Tschechischen. Zahlen von 0 bis 9, guten Tag, auf Wiedersehen, Hallo.

Ja, der Franz, DK2EN hat mich gut für die CW – Prüfung, einst Bedingung für die A – Lizenz ausgebildet, schon im zweiten Versuch hat das auch geklappt und aus DC4AM wurde nach zwei Monaten DK6AC. Nur ist aber dieses „neulich“ eben doch schon 1973 gewesen und außer einem ziemlich missglückten QSO in einem VHF Contest bald darauf habe ich dann für eine lange Weile keine Taste mehr angefasst und auch kein CW mehr gehört.

Und wie komme ich jetzt zu der Selbstüberschäzung, im Turm beim Marconi-Test mitspielen zu wollen?

Na ja, gegeben (das konnte ich damals schon schlechter als hören) wird im Contest sowieso meist aus dem Log-Programm mit dem PC. Zum Hören werden diverse Decoder angeboten, die als Software auf dem PC die NF des Empfängers decodieren. Die sind z.T. sogar in das Logger-Programm integrierbar, so dass z.B. Rufzeichen direkt durch anclicken übernommen werden können.

Kann man damit wirklich QSO’s fahren?

Seit einiger Zeit habe ich damit bei einigen KW-Contests mitgespielt. Der Schwierigkeitsgrad ist dabei etwas geringer, da außer dem Call oft nur die CQ Zone oder eine laufende Nummer ausgetauscht werden. Etwas CW – Resthörfähigkeit habe ich nun ja auch noch erhalten bzw. wieder antrainiert und so haben wir uns dann ergänzt. Das Programm decodiert und ich kann die die Plausibilität ziemlich gut durch mithören überprüfen. Auch QSB Phasen und Fehler durch QRM sind so ganz gut auszugleichen. Für längere Klartext – QSOs kann ich es nur bei sehr ungestörten Signalen empfehlen.

Ja, und so bin ich dann auf die krasse Idee gekommen, statt mit meinem IC-705 am offenen Dachfenster vom Turm aus in einem Zeitschlitz mitzuspielen.

Lutz hat seinem Laptop dafür mit dem Programm Get-CW ausgerüstet, die im K3 nicht vorhandene USB – Soundkarte zum Einlesen der NF habe ich aus meinen Beständen mitgebracht und so konnten wir es bei der Vorbereitung am Samstag arbeiten sehen. Da waren zwar noch keine Signale auf dem 2m – Band, aber es sah gut aus.

Sonntag früh habe ich Lutz dann abgelöst, das USB Interface wieder gestartet und gleich eine OK-Station gehört. Nur leider hat mein Decoder nun so gar nichts brauchbares angezeigt. Alle Einstellversuche, z.B des Pegels blieben erfolgarm, es blieb wenig hilfreich. Skeptiker ahnten das schon.

Was jetzt – aufgeben, nach Hause ans Dachfenster ziehen – oder Augen zu und durch…

Aufgeben gilt nicht. Es nieselt, im Turm ist es trocken. Augen zu…

So wird die QSO – Rate vernachlässigbar gering. Das Rufzeichen wird von der CQ – rufenden Station ja oft genug wiederholt, manchmal hilft da sogar mein Decoder, eher selten.

Deutlich schwieriger sind da schon laufende Nummer und QTH – Kenner. Den Kenner bietet oft der N1MM Logger aus Altbeständen an, da ist dann nur die Frage, ob der noch gilt. Bei zweimaliger Wiederholung kriege ich das Mithören dann meist irgendwie hin. Nur die laufende Nummer mit höherem Tempo, die ist eine Herausforderung. Zur Plausibilisierung bleibt nichts anderes übrig, als entweder schon vor dem Anruf ein QSO mitzuhören um die selbst erhaltene Nummer zu plausibilisieren oder nach dem eigenen QSO die nächste Verbindung mitzuhören um so einen Check zu bekommen.

Leider ist am Sonntag Mittag die QSO-Rate der CQ – Rufer auch oft eher gering, so wird dieses Verfahren zur echten Gedultsprobe. An die Fehlerrate und die Abzüge mag ich gar nicht denken.

Am Ende hat es dann in 4 h für etwa 15 Verbindungen gereicht. Das ist weniger als 20% von dem, was ein erfahrener CW – OP unter ähnlichen Bedingungen zu Stande bringt. In der letzten halben Stunde habe ich mich stark auf die Ablösung gefreut. Alle Skimmer dieser Welt nützen nichts, wenn der OP mit der Basisfunktion kaum klar kommt…

In den letzten Minuten habe ich dann auch mal auf das kleine, originäre Get-CW Fenster geschaut, das man eigentlich gar nicht braucht und nicht nur auf das im N1MM integrierte – und erstarre, da dort etwas anderes, wesentlich realistischeres angezeigt wird. Komplette Nummern werden zusammenhängend, ohne anscheinend wahllose Wiederholung einzelner Ziffern angezeigt, die QTH Kenner geben Sinn.

Lutz hatte schon am Anfang befürchtet, dass sein N1MM Contest Rechner für diese Installation etwas langsam sein könnte. Mein Laptop daheim ist zwar auch schon etwas älter, aber immerhin ein i7. Jetzt weiß ich, dass er Recht hatte.

Zu Hause angekommen, höre ich noch etwas mit meiner Station zu. Mit der Antenne habe ich zwar kaum leise Signale mit verbrummtem Ton, aber alle Signale mit S5 oder besser sind lesbar, im wahrsten Sinne des Wortes.

Was lehrt mich das?

Zwei alte Weisheiten, die ich meinen jungen Kollegen wieder und immer wieder gepredigt habe, behalten auch weiterhin ihre Gültigkeit.

  • Was man nicht unter realistischen Bedingungen getestet hat, funktioniert auch nicht.

Viel schlimmer aber ist die Akzeptanz der zweiten ewigen Wahrheit:

  • A fool with a tool is still a fool.

 vy 73, Michael

 DK6AC

Ein Gedanke zu „Von einem der auszog und das Fürchten lernte – 2m Marconi Contest“

Schreibe einen Kommentar zu Christian, DM7EE Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich akzeptiere.