Amateurfunk, 3D-Druck und Morsen

Was hat 3-Drucken mit Amateurfunk zu tun? Ich finde eine ganze Menge. Das Thema 3-Druck gibt es ja schon länger, ist aber jetzt sicher im Mainstream angekommen, meine ich.

Man steht ja immer wieder mal vor dem Problem, was baue ich um meine selbstgebauten Stücke herum, wo bekomme ich auf die schnelle einen Mittelisolator für meine Antenne her und sicher noch viele Punkte mehr. Hier ein paar Beispiele für den Antennenbauer:

Mittelisolator für Dipol mit Wireman
Abspannung und Klemmen für Glasfibermast

Es gibt dann auch Plattformen, wo man 3-Druck-Dateien hochladen kann, die berechnen dann einen Preis und man kann dort die Druckteile bestellen. Aber natürlich muss man dann wieder warten und wenn man noch etwas braucht nochmal warten. Zu den Preisen weiter unten etwas mehr.

Ein Kollege hat mir dann mal ein Gehäuse für mein Lowpass-Filter für den WSPRlite gedruckt und dann war die Entscheidung gefallen – ich kaufe mir einen 3-Drucker.

Wie immer muss man sich erst mal umfassend informieren. Die Preise gehen für Bausätze aus China bei knapp 150 Euro los und nach oben sind wie meistens keine Grenzen gesetzt. Also erst mal überlegen, was meine Prioritäten sind. Es stand im Vordergrund sofort loslegen zu können und nein, 3-Druck sollte nicht mein Haupt-Hobby werden und die Druckergebnisse sollen natürlich eine angemessene Qualität haben. Nach etwas Recherche und Diskussionen mit Kollegen, die sich schon damit beschäftigt haben, ist es bei mir dann ein Prusa i3 MK3S geworden (https://www.prusa3d.com/). Den gibt es als Bausatz und als Fertiggerät – ich habe mich für das Fertiggerät entschieden. Es gibt ihn auch als China-Klone, ich habe mich für das Original entschieden.

Man sieht auf dem Bild, das Teile des Druckers mit dem Drucker gedruckt sind. Das kommt auch so vom Hersteller und ich habe noch einige weitere Hilfsmittel für den Drucker gedruckt.

Das entscheidende sind ja, wo bekomme ich nun die 3-D Druckdaten her? Ich bin kein Konstrukteur und ich denke, man braucht auch eine Weile um das gut zu beherrschen. Aber zum Glück gibt es einige Plattformen, die tausende Druckvorlagen bereitstellen und das meistens unter der Creative Commons Lizenz, also für den Privatgebrauch kann man es einfach nutzen. Eine der bekanntesten Plattformen ist sicher Thingiverse (https://www.thingiverse.com). Dort findet sich zum Beispiel auch mein Gehäuse für den WSPRLite Lowpass Filter – https://www.thingiverse.com/thing:2762260. Und man findet dort für sehr viele Amateurfunkhilfsmittel, einfach mal suchen.

So, und nun zum Morsen. Christian, DL1OD, hat ja vor geraumer Zeit mal nach einer portablen Morsetaste gefragt. Er wollte seine schwere und auch teure Taste nicht mit ins Gepäck tun. Er hat sich dann noch ein Palm-Paddle besorgt. Auf Thingiverse gibt es natürlich auch dafür Vorlagen – und nicht nur eine. Ich habe mir dann sowohl eine Handtaste als auch ein Paddle rausgesucht. Im Vordergrund stand, dass ich so wenig wie möglich zusätzliche mechanische Arbeiten habe. Es sind dann diese beiden geworden – Handtaste https://www.thingiverse.com/thing:3167343 – Paddle https://www.thingiverse.com/thing:3168497 – beide sind von LA4ZCA. Er stellt auf Github eine umfassende Dokumentation bereit, inclusive der CAD Files, man kann also das Design modifizieren oder anpassen. Er nutzt OPENSCAD, auch ein sehr interessantes Programm, mit dem selbst ich einfache Dinge schon konstruiert habe.

So, nun zu den Morsetasten. Solche Tasten sind ja teilweise recht teuer, selbst die einfachen. Was kostet nun so ein Paddle?

Alle Teile für das Paddle (ohne Kabel)

Auf dem Bild sind alle Teile (bis auf das Kabel). Ich rechne jetzt einfach mal für jedes Kleinteil 0,20 Euro – macht also 2 Euro. Als Kabel habe ich ein 2,5 Meter langes 3,5mm Stereoklinkenkabel bestellt, hat mich 2 Euro gekostet, in der Mitte durchgeschnitten ergibt es dann jeweils ein etwas über 1m langes Anschlusskabel für die Morsetaste. Passt für mich perfekt. Also 1 Euro pro Taste.

Was kosten nun die 3-Druckteile? Um die universellen Druckdaten (meist stl-Dateien) in Daten für den Drucker umzuwandeln, benötigt man ein sogenanntes Slicer-Programm. Das von Prusa rechnet auch die Materialkosten aus. Man gibt ein, was ein Kilo Filament kostet, und schon hat man die Kosten. Hier als Beispiel für obiges Paddle:

Druckkosten und Zeit

Ich rechne immer noch Druckkosten von 1 Euro pro Stunde für Wartung, Abschreibung und Energiebedarf. Also kommen nochmal ca. 3 Euro dazu. Ich habe die STL-Dateien mal bei 3D-Druckdienstleistern (https://www.fabb-it.de/3d-druck) hochgeladen – da sind bei ABS 25€ und bei PLA 29 Euro rausgekommen. Bei https://app.craftcloud3d.com kostet PLA nur 16 Euro. Also auch noch Faktor 5.

Macht also Gesamtmaterialkosten von 6 Euro für dieses Paddle. Ich finde das ist unschlagbar. Es ist robust, ich kann es einfach ins Gepäck werfen und nichts geht kaputt bzw. ich kann es selbst reparieren. Es ist natürlich nicht vergleichbar mit einem professionellen Paddle, man kann es nicht groß einstellen. Natürlich kann man durch andere Federn und einstellen der Schrauben die Tasten etwas an seine Bedürfnisse anpassen.

So, hier jetzt ein Bild sowohl vom Paddle als auch der Handtaste. Beide Tasten habe ich schon benutzt. Die Handtaste hatte sein Ersteinsatz in einem QSO mit Martin, DK1MJ. Es ging für mich wirklich gut. Was sagst Du dazu Martin? Christian, DL1OD, hat das Paddle auch schon mal in die Hand genommen.

Beide Morsetasten

Und was heißt das jetzt für uns und eventuellen Nachwuchs- oder Öffentlichkeitsarbeit? Wenn wir mal wieder unser Frühlingsfest machen können und wieder Morsediplome ausgeben oder Morsegeneratoren basteln, könnten wir dann so eine Handtaste dazugeben. Ich habe Christian angeboten, dass alle die erfolgreich seinen VHS Kurs absolvieren, eine Taste bekommen. Vielleicht motiviert es ja den ein oder anderen Teilnehmer CW zu lernen? Das wäre spitze.

Und die Jugendgruppe könnte diese ganzen Tasten dann auch bauen, jeweils eine für sich selbst und die anderen für Events.

Ich finde 3D-Druck ist eine fantastische Ergänzung für uns als Funkamateure. Es lassen sich damit viele Zusatzteile recht einfach herstellen. Braucht jetzt jeder einen 3D-Drucker – natürlich nicht. Wenn man ab und zu was benötigt, reicht es sicher, wenn man einen kennt der einen hat, hi.

Gerade auch für das Drucken von Ersatzteilen ist 3D-Druck ideal und trägt aus meiner Sicht dazu bei, nicht so viel wegzuschmeißen. Auch dort findet man viel auf Thingiverse.

Wenn wir uns wieder im Turm treffen dürfen, plane ich dann mal einen Workshop an einem Samstag, wo wir etwas mehr ins Detail gehen können und natürlich auch was drucken.

Das nächste kleine Projekt ist ein neues Akkufach für mein Handfunkgerät FT60. Da kommen dann LiIo Akkus rein und damit habe ich dann mehr Akkukapazität – zu finden unter https://www.thingiverse.com/thing:3413951

Also, bleibt gesund und awdh auf den Bändern.

Vy 73 de Lutz, DM6EE (ex. DL1RNN)

 

2 Gedanken zu „Amateurfunk, 3D-Druck und Morsen“

  1. Von der hervorragenden Funktion dieser beiden kleinen Morsetasten konnte ich mich ja bereits überzeugen. Ich sehe den 3D-Drucker zunehmend als universelles Werkzeug in jeder gut ausgestatteten Amateurfunkstation.
    Vielen Dank für diesen interessanten Einblick, Lutz.

    73 de
    Christian, DL1OD

    1. Hallo Christian,
      ja, es ist wie mit vielen Dingen. Wer hatte schon vor 20 Jahren einen grafischen oder auch normalen Antennenanalysator? Wir haben einen im OV, den hat man sich ausgeborgt. Heute hat gefühlt jeder der etwas mit Antennen experimentiert so ein Gerät.
      Es ist wie mit vielen Dingen, wenn man es öfter braucht, dann will man es haben, bei seltener Nutzung ist das Ausborgen (oder beim 3D Druck in Auftrag geben) die bessere Lösung. Außerdem macht es ja zusammen mehr Spasß 😉
      vy 73 de Lutz, DM6EE

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