Wenn man sich so die Auswertung der gearbeiteten Länder vom 20. Juli und vom 05. September anschaut, stellt man schnell fest, daß es ein paar Bänder gibt, die doch recht vernachlässigt sind. Dazu gehören erfahrungsgemäß in erster Linie die WARC-Bänder. Um hier Abhilfe zu schaffen entstand die Idee, eine HB9CV-Antenne für das 12m-Band zu bauen. Aufgrund der saisonalen Ausbreitungsbedingungen habe ich dann die Entscheidung zu gunsten des 17-Bandes revidiert. Doch eine HB9CV-Antenne für dieses Band wird bereits Dimensionen annehmen, wie ich sie doch nicht noch auf den Mast setzen wollte. Und so ging die Suche nach einer 2-Element-Yagi los.
Im Internet wird man unter einer ganzen Reihe von Links mit dem Thema vertraut gemacht, wobei die Informationen sich in erster Linie um den Bau von Konstruktionen nach DK7ZB ranken. Er hat in der Vergangenheit diverse Bauvorschläge für die 28-Ohm-Technik vor allem in der Zeitschrift Funkamateur veröffentlicht. (Meine 5 Element Yagi für das 6m-Band ist zum Beispiel nach solch einer Bauvorschrift entstanden.) Doch wer sagt eigentlich, daß man alles selbst bauen muß?
Es ist doch viel einfacher, wenn man solch ein Teil im Internet bestellt und dann gleich ans Funken gehen kann. So etwas bekommt man zum Beispiel bei der Firma WIMO zum stolzen Preis von etwas mehr als 240 Euro zuzüglich Versandkosten ins Haus geliefert, wenn man bereit ist, die 10 Tage Lieferzeit in Kauf zu nehmen.
Also für einen Monobandbeam, der allein mehr als 10 Kp auf die Waage bringt, war ich nicht gewillt so viel Geld auszugeben. Es mußte doch auch eine preiswertere Lösung geben. Und so erinnerte ich mich an meine bereits in den frühen 1990er Jahren angewandte Technik der Angelruten-Antennen. Solche Stipruten gibt es in einschlägigen Angelgeschäften bereits ab 16 Euro, wobei es sicherlich auch noch billigere Ware gibt.
Vier Stück müssen es schon sein, für jedes Element zwei. Will man für das 17m-Band bauen, so kommt man auf ca. 8m Elementlänge. Die Längenangaben, die man im Internet findet gehen beim Strahler von 8,32m aus. Doch hier wird mit Litze gearbeitet, so daß sich gemäß Antennen-Simulationsprogramm völlig andere Abmessungen ergeben.
Der Zusammenbau eines Elements geschieht mittels eines Aluminiumrohrs. Der Durchmesser richtet sich nach den verwendeten Angelruten. Ich hatte von früher noch ein 32mm-Rohr mit 2mm Wandung. Nach ein wenig Feilarbeit am Aluminiumendstück der Ruten paßten diese exakt in die 28mm-Öffnung.
Um auf der sicheren Seite zu liegen, wurden die Alurohrstücke mit 32cm bemessen, so daß sich auf jeden Fall eine Elementlänge in der Nähe der Angaben für die reine Aluminiumkonstruktion ergab. Solcher Art wurden beide Elemente für die Aufnahme der Litze vorbereitet.
Kritisch wurde es bei der Boomlänge. Einerseits ist bei den 28-Ohm-Konstruktionen etwa mit 1,70m Boom zu rechnen. Andererseits benötigt eine HB9CV schon 2,40m Boomlänge. Meine 50mm/1mm Alurohre sind aber genau 2,00m lang. Also praktisch genau in der Mitte. Das ist übrigens den Kosten gechuldet, denn länger bedeutet teurer.
Nach der Montage der Elemente auf dem Boom ergibt sich so ein Elementabstand von 1,90m. Da die zur Anwendung kommende Litze 1,5 Quadrat vorhanden war, und die Antenne in 11m Höhe angebracht werden sollte, waren alle Parameter für die Simulation vorhanden.
Die Ergebnisse liegen zwar nicht im Optimum, doch man muß auch mit der Realität und den vorhandenen Möglichkeiten zufrieden sein.
2ele Yagi:
Aufbauhöhe 11m
Strahler 7,32m
Reflektor 7,8m
Boomlänge 1,90m
Fres 18,2 MHz
VSWR 1,27
Zo 39,7 Ohm
Gewinn 9,7 dBi
F/B 7,5 dB
Elevation 19 Grad
Mit den Werten wurde es nun richtig spannend, denn hier wird nicht mit einem Direktor gearbeitet, sondern aufgrund der Längenabmessungen mit einem Reflektor. Gegen diesen Aufbau spricht eigentlich nichts Schlechtes, hat aber in meinem Fall den Vorteil, daß die Boomlänge wesentlich passiger ist als wenn ich einen Direktor davor gesetzt hätte.
Allerdings ist die Abmessung des Strahlers ein wenig zu kurz, so daß hier angeflickelt werden mußte. Aber wir sind ja Experimentalfunker, und so kann man ein paar Zentimeter einfach anlöten. Doch wenn man schon dabei ist, darf man nicht die direkte Umgebung der Antenne vergessen.
Also wurde provisorisch zusammengebaut und die Antenne auf 4m über Grund gebracht. Der Antennentuner im TS590S hat nur kurz gemeckert und dann war die Anpassung gegeben. Mittels des Reverse Beacon Network wollte ich nun herausfinden, ob ich von irgendeiner Bake gehört werde. Dazu habe ich einfach CQ DL9OE gerufen und dann im Rechner nachgeschaut, ob eine Rückmeldung erscheint.
Wie erstaunt war ich allerdings, daß ich sogleich eine Antwort bekam. Sehr leise zwar, aber doch zu verstehen. DM6EE war auf der Welle und rief zurück. Na sowas aber auch. Ich habe dann die Antenne mittels Armstrong-Rotor in seine Richtung gedreht und der Effekt hat mich restlos überzeugt, daß die Konstruktion funktioniert. Unser CW-QSO ging dann mit 599 herzlich über die Bühne.
Nun lag jedoch die Resonanzfrequenz ziemlich hoch und da die Antenne recht nah über dem FB33-Beam ihren Platz erhalten sollte, mußte auch der Einfluß dieser Antenne mit berücksichtigt werden. Also wurde an beiden Enden des Strahlers 4cm angelötet, dann die Antenne wieder auf 4m Höhe gebracht und mit dem Analyzer gemessen. Es ergab sich eine Fres von 17,9 MHz. Donnerwetter – was so ein paar Zentimeter ausmachen können. Aber nun war es so wie es nun einmal war.
Außerdem war der Tag gekommen, an dem die Antenne auf den Mast gebracht werden sollte. Dazu hatte ich vor dem Beginn meiner Handlungen Kontakt mit Florian DO1MRV aufgenommen und ihn gefragt, ob er auf den Mast hinauf gehen würde. Da dies kein Problem darstellen sollte, wurde der Samstag, 05. September 2020 vereinbart. Als weitere Hilfe hatte ich bei Heike DO1HAL angefragt, die auch zusagte. Und solcherart freuten wir uns allesamt, daß es pünktlich morgens zu regnen begann. Ich war bereits drauf und dran, alles abzusagen, doch dann standen beide pünktlich um 10 Uhr vor der Tür. Da sagt man ja nicht nein.
Dank Uwe DD8UST war auch für die unbedingt erforderliche Sicherheit gesorgt, denn seinen Sicherheitsgurt durfte ich eine Woche vorher im Wasserturm abholen. Wie kleidsam solch ein hübsches Teil sein kann, demonstrierte Florian auch sogleich. Dann ging es den Mast hinauf. Dabei war er schneller als die mittels Seil empor transportierte Antenne, die übrigens ziemlich genau 2,5kp an der Fischwaage wiegt.
Da immer und überall mit allem zu rechnen ist, hat Heike immer dort Festhaltetätigkeiten übernommen, wo es gerade erforderlich war. Es ist schon fast wie ein eingespieltes Team, so daß wir dem Auf- und Abbau bei Fieldday-Aktionen des H24 mit Freude entgegen sehen.
Daß der Umgang mit solch einem Konstrukt in 10m Höhe zwischen FB33-Beam und 5 Element nicht ganz ohne Probleme vor sich geht, war zu erwarten. Die zu montierende Antenne ist vorn eben einfach zu lang und hinten auch nicht kürzer. Und dabei muß alles zwischen den Elementen so platziert werden, daß eine korrekte Montage möglich wird.
Gemäß den Aussagen, die vom Turm herunter schallten, waren die Arme zu kurz und mindestens ein Arm mehr wäre günstig gewesen. Doch nach einer halben Stunde, die Florian zumeist im Sitzen zubrachte, saß auch die letzte Schraube fest und der Abstieg konnte beginnen. Glücklch unten angekommen ging es dann zum wohlverdienten Kaffetrinken.
Die Antenne wird ohne Balun betrieben, was Mantelwellen nicht ganz ausschließt, andererseits die Beschränkung der verwendeten Leistung nur auf die verwendete Litze bezieht. Die 15m Koaxkabel ist mit Highflexx 7 ausgeführt. Die Resonanzfrequenz im Shack liegt bei 18,04 MHz, was etwas zu tief ist. Doch damit kann ich leben. Die gegen 13:30 UTC in FT8 geführten QSOs ergaben folgendes Ergebnis:
UX1BZ in KN29: gegeben -9 erhalten +15
PP5JR in GG52: gegeben -1 erhalten +2
MI0JLC in IO64: gegeben -3 erhalten -1
Nicht erreicht wurden ZP9 und CX.
Die Sendeleistung betrug dabei jeweils 100 Watt.
Fazit: Ich würde es immer wieder tun!
Die Gesamtkosten (ohne vorhandenes Kleinmaterial) belaufen sich auf 120 Euro.
Die Simulation erledigte für mich Christian OE8TED.
Die Bilder wurden freundlicherweise von Helga DE4AWG geschossen.
Zum Schluß sollte ich noch etwas zum Thema Aktivität bei Amateurfunkers sagen: Kaum in der Küche angekommen, wird bereits schon vor dem Kaffeetrinken erstmal gefunkt. Der sogenannte Küchenfunk, woher auch der Begriff Küchenzeit stammt.
Und dann möchte man/Frau auch einmal an der Station sitzen und schauen/hören, was denn so auf den Bändern los ist. Immerhin geht es Schnurstracke auf die A-Lizenz zu. Heike ist also wirklich unsere Vorzeigeamateurin. In dem Sinne – zur Nachahmung empfohlen.
So, erfolgreiches Funken und awdh auf den Bändern
wünscht Ray, DL9OE
Hallo Ray,
ein schöner Bericht, danke. Es war echt Zufall. Ich habe gerade an der Station gesessen und da hat mein Skimmer DL9OE angezeigt – na dann gleich anrufen, hi. Eine super Antenne und jetzt steht vielen DX-Verbindungen auf dem 17m Band nichts mehr im Wege.
vy 73 de Lutz, DM6EE
Ideen entwickeln, Umsetzung planen und dann loslegen – am besten im Teamwork, wie hier beispielhaft geschrieben. Das ist Amateurfunk, wie ich ihn liebe. Herzlichen Dank für den schönen Beitrag, Ray!
Möge die neue Antenne Dir viele neue Länder ins Log saugen und allen Stürmen trotzen.
73 de
Christian, DM7EE