“Fest der Begegnung zum Tag der Deutschen Einheit” in Marienborn

Das “Fest der Begegnung zum Tag der Deutschen Einheit”, das jährlich am 3. Oktober an der ehemaligen Grenzübergangsstelle (GüSt) Helmstedt-Marienborn stattfindet, ist immer auch ein Treffen von Funkamateuren und Ehemaligen, die in der Zeit vor der “Wende” in irgendeiner Form beruflich mit Funkaktivitäten zu tun hatten.

In der Zeit nach 1996 bis heute hat hier eine kleine Gruppe von Funkamateuren aus dem Raum Helmstedt eine umfangreiche Sammlung von Funkausrüstung der ehemaligen Nationalen Volksarmee der DDR (NVA) und auch aus anderen osteuropäischen Ländern zusammengetragen.

Hieraus ist eine respektable Ausstellung entstanden, die heute, am 3. Oktober, von Rüdiger – DF1AG, Ewald – DJ1AM und Michael – DG9OBK, wieder einmal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

Hier geht’s hinein: Besucherzufahrt zum ehemaligen Grenzübergang Helmstedt-Marienborn. (Foto: DL1OD)

Ältere Funkamateure können sich sicher noch gut an die intensiven Personen- und Fahrzeugkontrollen auf der Transitstrecke nach Westberlin erinnern. Ich selbst weiß noch genau, wie man damals mitgeführte Fahrzeugfunkgeräte hier anmelden, und dafür einen Geldbetrag in Höhe von 5,00 DM entrichten mußte. Benutzt werden durften die Geräte auf der Transitstrecke nicht.

Wer damals gar in die DDR einreisen wollte, mußte sich vor besonderen Anlagen einreihen und mit langen Wartezeiten und intensivsten Kontrollen seines Fahrzeugs und der mitgeführten Waren und Gegenstände rechnen.

Die älteren unter uns können sich sicher noch an die aufwändigen Grenzkontrollen beim Benutzen der damaligen Transitstrecke nach Berlin erinnern. (Foto: DL1OD)

Zum heutigen Feiertag der Deutschen Einheit gab es neben dem eigentlichen Museum, das ständig zugänglich ist, für die Besucher ein umfangreiches Programm mit Führungen durch die Anlagen, Vorträgen, Erlebnisberichten von Zeitzeugen, Verpflegung und Unterhaltung.

Am ehemaligen Beobachtungsturm, der direkt an der Autobahn A2 steht, herrschte heute großer Besucherandrang. (Foto: DL1OD)

Die Funkgeräteausstellung der Funkamateure befindet sich im westlichen Teil der Anlage. Im Eingangsbereich lockt ein vollausgestatteter Funk-LKW der ehemaligen Nationalen Volksarmee der DDR viele Besucher in die Räumlichkeiten, in denen sich auch die Clubstation DL0GDT befindet, an der heute viele QSOs in Fonie und Morsetelegrafie geführt wurden.

DARC-Stand und Funkgeräte-Museum auf dem Gelände der GüSt Marienborn. (Foto: DB2AJ)
Publikumsmagnet am DARC-Stand: ein vollausgestatteter Funk-LKW GAZ-66 der ehemaligen Nationalen Volksarmee NVA der DDR. (Foto: DL1OD)
So war damals ein NVA-Funk-LKW ausgestattet. (Foto: DL1OD)

Viele Geräte und Systeme werden in großen Glasvitrinen mit selbsterklärenden Hinweisschildern sehr ansprechend dargestellt. Ein Teil dieser Geräte ist auch Bestandteil der offiziellen Museumsräume der GüSt, die momentan aber leider wg. umfangreichen Umbauarbeiten geschlossen sind.

Mit viel Liebe zum Detail von den helmstedter Funkamateuren arrangierte Vitrinen mit beeindruckender Kommunikations-Elektronik. Hier eine sog. “Funkstation kleiner Leistung, R-109” mit Frequenzen von 21,5 bis 28,5 MHz … (Foto: DL1OD)
… und vielen kompakten und informativen Erläuterungen. (Foto: DL1OD)

Das Funkshack von DL0GDT ist ein kleiner Tisch in einem der mit vielen Exponaten bis an die Decke gefüllten Museumsräume. Ewald – DJ1AM, der ständig damit beschäftig ist, viele dieser Geräte wieder in Betrieb zu nehmen und zum Laufen zu bringen, und Rüdiger – DF1AG, erläutern den Besuchern geduldig alle Details jedes einzelnen Exponats. Und des herrscht wirklich sehr viel Andrang heute!

Funkgerätesatz R-140, aus den Beständen der ehemaligen Nationalen Volksarmee. (Foto: DL1OD)
Rüdiger – DF1AG, zeigt einem jungen Interessenten die Funktion eines Nachtsichtgerätes. (Foto: DL1OD)
Rechts: Der “Gute Geist” der historischen Funkgeräte in Helmstedt: Ewald – DJ1AM; links die Funkstation DL0GDT und der Autor dieses Beitrags.

Ich selbst hatte mir erst heute morgen kurzentschlossen überlegt, hierher zu fahren. Schnell noch ein paar Morsetasten mit verschiedenen Steckern und einen Packen Info-Flyer für unseren demnächst beginnenden Ausbildungskurs eingepackt. Von meinem Besuch im Vorjahr wußte ich, daß CW-Operator hier stets willkommen sind, und so kommt es dann auch. Während ich QSOs auf 20 m und 40 m fahre, werde ich immer wieder von Besuchern angesprochen, die in den 70er- und 80er Jahren meist als Funker in der Nationalen Volksarmee beschäftigt waren und interessantes aus ihrem damaligen Arbeitsalltag und Funkbetrieb erzählen. Üblich war damals das Morsen mit der Handtaste, elektronische Tasten oder sogar El-Bugs waren in der NVA (und auch in der westdeutschen Bundeswehr) nicht üblich.

Eine gute, alte Junkers-Taste hatte ich natürlich dabei, und etliche der Besucher wollen mal probieren, ob sie nach den vielen Jahren noch damit umgehen können. Einige sind von ihren verbliebenen Kenntnissen selbst überrascht – ich kann die von ihnen durchweg sauber gegebenen Morsezeichen ohne Probleme mitlesen!

Besucher Jens Plate, ehemaliger Soldat im Funkdienst der NVA-Grenztruppen in Oschersleben, testet an der Clubstation DL0GDT, was von seinen damaligen Morsekenntnissen noch übriggeblieben ist. (Foto: DL1OD)

Neben den allgemeinen Führungen durch die Grenzanlage gibt es am Nachmittag zwei Sonderführungen von Rüdiger – DF1AG, die sich speziell mit funktechnischen Themen und Abhörtechnik auf beiden Seiten des Grenzzaunes beschäftigen. Rüdiger ist ein echter “Insider” und begeistert seine Besuchergruppe mit spannenden Einzelheiten und Details. Auf diesem Rundgang erhalten die Gäste auch Zugang zu Garagen, in den besonders gut erhaltene, seltene Dienstfahrzeuge aus der Zeit der DDR. aufbewahrt und restauriert werden.

In dieser “Kontrollbox” wurden bei Verdacht und bei Verstößen gegen die “Zoll- und Devisenbestimmungen der DDR” Fahrzeuguntersuchungen durch die Mitarbeiter der DDR-Zollfahndung vorgenommen. (Foto: DL1OD)
Fahrzeugsperren zur Fluchtverhinderung, Die Aufprallkanten (grüne Pfeile) waren besonders gehärtet und hatten einen speziellen, messerscharfen Schliff, der dafür sorgen sollte, daß Fahrzeuge beim Aufprall regelrecht aufgeschlitzt werden. (Foto: DL1OD)
Eines von vielen besonderen “Schätzchen” in den vielen Garagen auf dem GüSt-Gelände: ein sehr gut erhaltenes Fahrzeug (Fabrikat Wartburg) der Volkspolizei der ehemaligen DDR. (Foto: DL1OD)

Wer sich vielleicht ärgert, daß er den Besuch heute verpasst hat, kann sich auf eine weitere und noch größere Veranstaltung mit offenen Türen am ehemaligen Grenzübergang bei Helmstedt freuen. Am 9. November, sind wieder Tür und Tor geöffnet und auch die Funkamateure werden dort wieder im Einsatz sein und ihre “Schätzchen” präsentieren.

73 de

Christian, DL1OD

3 Gedanken zu „“Fest der Begegnung zum Tag der Deutschen Einheit” in Marienborn“

  1. Im Namen der beteiligten Funkamateure Dir lieber Christian ein großes Dankeschön für Dein Engagement am 3.1.0.2019 bei DL0GDT und für diesen Bericht auf der Homepage.
    Rüdiger DF1AG
    OVV H54

    1. Ein Hallo in Richtung Marienborn.
      Wir „Brandenburger“ sind ebenfalls im Besitz einer R-142 mit einem kompletten GS.
      Da wir uns zur Aufgabe gemacht haben, diesen in Funktion zu halten, wäre es schön, sich mit euch bezüglich eines Erfahrungsaustausch treffen zu können. Auch die Ausstellung der Funktechnik sowie die Besichtigung der Güst sind von Interesse und ein Besuch wert.
      Über ein positives Feedback würden wir uns freuen.
      Grüße von Guido, DO1FDB und Bernd

      1. Hallo Guido und Bernd,
        zu diesen Geräten kann ich selbst leider nichts sagen, ich war dort ja auch nur Gast.
        Mit Sicherheit weiterhelfen können Euch Ewald, DJ1AM und Rüdiger, DF1AG.
        73 es 55 wünscht
        Christian, DM7EE (ex DL1OD)

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