Es ist ja nicht so, dass ich das Wort Contest im Bezug zum Amateurfunk ersmalig im letzten Jahr gehört hätte. Schon gleich nach dem Erwerb der Lizenz tief im vorigen Jahrhundert habe ich gerne mal an einem VHF Contest teilgenommen. Zum Teil als Mehrmannstation bei einem gut ausgerüstetem OM aus Neuhaus, auch aus meinem QTH in Reislingen.
Eine 10 Element Yagi auf dem Dach war das beste Stück, dazu ein Kurzwellenempfänger mit 2m Konverter als RX und ein geliehener AM-Sender mit Röhrenendstufe (6 Watt) als TX. Stimmte man dessen Sendefrequenz auf Schwebungsnull ab, konnte man mit den anderen Stationen, die durchweg alle über SSB Stationen verfügten, ein QSO zu Stande bringen. Ja, das war sehr, sehr, sehr amateurmäßig, spiegelte aber die Möglichkeiten als Schüler wieder. Ein QSO mit einer OK Station machte den Tag zum Erfolg. Ziel war es, nicht den letzten Platz zu machen, der Vorletzte war ok.
Danach war dann erst mal einige Jahrzehnte Funkruhe, bis ich vor etwa 10 Jahren den Wiedereinstieg in den Funk hinbekam und mit einer sehr, sehr amateurmäßigen Tarnantenne an KW-Wettbewerben teilnahm. Ziel wurde es, einen Platz am unteren Ende des oberen Drittels zu erreichen, was auch oft gelang.
Und dann kam der große Contest-Lauf 2021.
Durch die Corona-bedingte Änderung der Clubmeisterschaft zur CM* zählten plötzlich alle erreichten Punkte sämtlicher Teilnehmer eines OV’s, nicht nur die der vier Besten, meist erfahrenen Contesthelden mit guten Stationen.
Es fand sich eine Gruppe interessierter Clubfreunde, mit Lutz, heute DM6EE, ein Coach, der so manchen wertvollen Tip, besonders auch zur Strategie, gibt. Eine Telegram-Gruppe belebte manche lange Contest-Nacht mit Durchhalte-Motivation.
Schon bald zeigten sich erste gute Ergebnisse und der OV belegte einen respektablen dritten Platz in der Vergleichswertung. Und da gab es kein Zurück mehr, jetzt zählte jeder Punkt, das sollte gehalten werden.
10m- Contest, UKW März, Ostercontest, Funktag, UKW Juli, WAE-CW, SSB-Fieldday, UKW September, WAE-SSB, UKW Oktober, WAG, UKW Marconi, WAE-RTTY und zum Abschluss der von mir wenig geliebte Weihnachtscontest.
Schon bald erkannte meine liebe XYL, dass nach dem Contest sehr schnell vor dem Contest bedeutet. Meine kleine Anlage steht auf unserem Esstisch im Wohnzimmer, speziell die Phonie Wettbewerbe erduldet sie mit einer großen Portion Toleranz, nicht jeder mag gerne 24 h „five nine, Hotel twentyfour“ hören. Alpha Charlie, America Canda…
Den März Wettbewerb verhagelt uns der Lockdown, ich verbringe den Tag schnatternd am offenen Dachfenster, aus dem ich eine HB9CV als Luftharke an einer Angelrute fädele. Immerhin habe ich einen 10 Watt SSB-Transceiver – und bin wieder einmal sehr, sehr amateurmäßig unterwegs.
Für die weiteren UKW Contests verabreden wir Stations-Sharing im Turm, von dort bringt eine drei Stunden Schicht mehr Punkte als 16 Stunden am offenen Dachfenster – und schöne interessante DX-Verbindungen.
Immerhin kann ich mir für die Kurzwelle eine einfache inverted V-Antenne aufhängen, zu kurz, zu tief, aber viel besser als gar nichts. Wie schon gesagt, ich bin ja nur Amateur…
Für die KW-Wettbewerbe ist das ein Schritt voran, was Technik und Können nicht hergeben, muss eben der erhöhte Zeiteinsatz ausgleichen.
Es ist wirklich erstaunlich, was mit geringen Mitteln so alles möglich ist. Nur während der Wettbewerbe geben sich anscheinend die Gegenstationen so sehr die Mühe, auch leise Stationen aufzunehmen, es geht ja auch um ihre Punkte.
Nicht auf dem letzten Platz zu landen ist immer noch ein hehres Ziel. Um so größer ist die Freude über eine erreichte bessere Platzierung. So kommt Punkt für Punkt zusammen. Am Ende sind es doch eine Menge.
Meine CW Prüfung habe ich zwar im zweiten Anlauf bestanden, damals, als die Dinos noch frei herumliefen und der Käfer ein aktuelles Auto war. Danach habe ich aber alles zügig vergessen und nie wieder eine Taste angefasst. Die Hörkenntnisse sind damit selbstverständlich auch nahe am Nullpunkt angekommen. Nun zeigt sich leider, dass man einem alten Hund nur schwer neue Tricks beibringt. Mit diversen Stunden Übung stellt sich wieder so eine Art Resthörfähigkeit ein, Zusammen mit CWGet, einem Morsedecoder auf dem PC, der mit dem N1MM Logger spielt, gelingen zumindest einige der zugebenen nicht gerade eloquenten Contest QSO’s, also mag ich mich auch vor dem WAE-CW und dem Marconi UKW Contest nicht drücken.
Manchmal fragt mich meine XYL nach einem Contest, ob es Spaß gemacht hat. Oft antworte ich überzeugt mit einem Oh Ja. Manchmal klang das wohl nicht so überzeugend und sie sagt frei nach Hausmeister Krause „Alles für den Contest, alles für den Club?“ Wir schmunzeln dann beide und sie ist so lieb und fragt nicht weiter.
Lutz, unser Coach, sagt uns immer – macht bei den Contesten das, was Euch Spaß macht. Dem entsprechend kann ich noch nicht versprechen, auch für 2022 so viele Wettbewerbe mit so viel Einsatz mitzumachen.
Kurioserweise konnte ich den UKW März Test auch in diesem Jahr wieder nicht vom Wasserturm aus mitmachen und stand dann doch wieder am offenen Dachfenster. Dieses Jahr aber wenigstens mit Mütze unter dem Kopfhörer – Ausrüstung verbessert.
Neulich kam dann der Gedanke auf, doch mit mehr Technik etwas professionellere Möglichkeiten aufzubauen. Aber nach vielen Stunden Contest und vielen Stunden IIxWRTC Stationen jagen habe ich das erst einmal zurückgestellt. Ich bin doch nur ein Amateur….
vy 73
Michael
DK6AC