Großen Zuspruch fand der März-Aktivitätstag im Clubheim des DARC e. V. Ortsverband Wolfsburg zum Thema Antennen-Analysatoren und Antennen-Messtechnik.
Auf dem Programm standen an diesem Freitag praktische Vorführungen an einer Reihe unterschiedlicher Vektorieller Antennen-Analysatoren, mit denen fundierte Vermessungen an Antennen und HF-Leitungen durchgeführt werden können und die mittlerweile für uns Funkamateure erschwinglich geworden sind. Ergänzend gab es Erläuterungen zu den Phänomenen von Strömen und Spannungen auf HF-Leitungen sowie zum – meist wenig verstandenen – Messprinzip von Stehwellenmessbrücken.
Dieses Thema hat den Nerv der OV-Mitglieder getroffen:
Vierzehn Teilnehmer hatten sich im Schulungsraum im Wasserturm eingefunden. Darunter auch der eine oder andere OM, den wir hier schon länger nicht mehr gesehen hatten und erfreulicherweise auch Gäste aus dem derzeit laufenden Klasse A-Lizenzkurses.
DK1WB und DL1RNN führten im praktischen Messbetrieb die Möglichkeiten der unterschiedlichen Analysatoren vor. Fast alle Geräte lassen sich mit dem PC verbinden, was Bedienung und Darstellung noch deutlich komfortabler macht als das in den Geräten eingebaute Display. Das Modernste Gerät, der FAA-450 von EU1KY, ragt durch sein großes, farbiges Touchscreen-Display heraus, das sich auch ohne separaten Monitor hervorragend ablesen lässt.
Die Teilnehmer hatten etliche Antennen zur Vermessung mitgebracht, darunter eine Eigenbau-HB9CV für 2 m, (die im vergangenen Jahr an gleicher Stelle in einer Kleinserie gebaut wurden), eine Outbacker-Antenne, eine Vertikal-Antenne sowie diverse Gummiwendelantennen für VHF und UHF.
Funkamateure verlassen sich gerne auf das Stehwellenverhältnis, welches allerdings für sich alleine nur selten eine Aussage über die Brauchbarkeit und Effizienz eines Antennensystems liefert. Intensiv diskutiert wurde deshalb der wohl wichtigste Anzeigemodus von Antennenanalysatoren, die Darstellung von Real- und Imaginäranteil der komplexen Antennenimpedanz.
Thematisiert wurde auch die derzeit insbesondere bei Newcomern recht beliebte ZS6BKW-Kurzwellen-Drahtantenne, die bei Abmessungen von nur 2x 14 m auf den Bändern oberhalb von 7 MHz gute Ergebnisse liefert aber auf 3,5 MHz schwerer anzupassen ist. Eine vor wenigen Tagen bei Klaus, DL9PA, aufgebaute Antenne dieses Typs und deren Messergebnisse (z. B. reeller Widerstand von > 500 Ohm auf 3,5 MHz) halfen dabei, die Analysator gemessenen Werte besser zu verstehen. Den Teilnehmern wurde klar, das trotz gutem SWR bei Anpassung mit einem für 50 Ohm ausgelegten Tuner ein solches Antennengebilde fast keine Leistung mehr abstrahlen kann!
Ein nicht neues Phänomen zeigte sich beim Betrachten des von einem der untersuchen Geräte sehr gut dargestellten „Smith-Diagramm“: Jeder weiß, was ein Smith-Diagramm darstellt und das es eine sehr gute und anschauliche Darstellung von Anpassungs-Phänomenen liefert aber keiner von uns war in der Lage, so richtig damit umzugehen. – Es gibt also noch viel zu lernen. 🙂
Nach Abschluß des praktischen Teils gab es von DL1OD noch etwas Theorie zur Praxis: Darstellung von einfallender und reflektierter Welle entlang einer Leitung für die markanten Zustände Leerlauf, Kurzschluß und Anpassung. Spätestens jetzt sollte allen Teilnehmern klar geworden sein, daß es gar keine Stehwellen gibt. 😉
Hans, DK1WB, hatte passend hierzu das Manuskript „Theorie der Leitungen“, Ausgabedatum 1963, aus seiner Studienzeit mitgebracht. Hans erinnerte sich, daß der eher lustig gehaltene Absatz zum Thema Anpassung auf Leitungen (s. Text im nachfolgenden Foto) der einzige spaßige Moment in dieser Vorlesung war. 😉
Zum Schluß wurde noch ein altes Stehwellenmessgerät (oder besser – Reflektometer) auseinandergebaut und die Messfunkion theoretisch hergeleitet. Daß im Richtkoppler eines solchen „Schätzeisens“ zwei Größen unabhängig voneinander gemessen werden, war keinem der Teilnehmer bekannt. (dem Vortragenden auch noch nicht lange, der hatte es erst kürzlich zusammengetragen …).
Damit war’s dann auch genug für diesen langen Abend.
Wie geht es nun weiter und was können wir mit den heutigen Erkenntnissen anfangen? – DL1RNN plant derzeit einen umfangreicheren Praxisaufbau verschiedener Kurzwellenantennen, der im späteren Frühjahr stattfinden soll. Durch Vergleich und Vermessung verschiedener, teils noch zu definierender Antennentypen, wollen wir unsere Fieldday- und Wettbewerbsausrüstung weiter optimieren. Wir freuen uns schon jetzt auf viele Teilnehmer denn es werden hierzu viele Hände für den Aufbau von u. a. mehreren großen Richtantennen benötigt.
Bis dahin 73 es 55,
Christian, DL1OD
Hallo Christian,
danke für den tollen Bericht. Ich möchte zum FAA-450 noch etwas ergänzen. Das ist ein kommerzielles Produkt basierend auf dem Projekt von EU1KY — wurde aber von ihm autorisiert. Es gibt wie üblich auch noch andere Nachbauten. Man kann verschiedene Optionen wählen beim Kauf, vom Fertiggerät bis zum Bausatz zum selber löten.
Das beste aber an dem Projekt ist, das EU1KY seine Software Opensource gestellt hat und es verschiedene Funkamateure gibt, die es weiterentwickeln. Ein sehr aktiver OM ist Wolfgang, DH1AKF. Seine Software für den Analyser und auch eine deutsche Bedienungsanleitung findet ihr unter http://www.wkiefer.de/x28/EU1KY_AA.htm Ihr könnt auch selber Vorschläge einbringen, was ich selbst schon gemacht habe, siehe die Diskussion im Forum der DL-QRP-AG: https://www.qrpforum.de/forum/index.php?thread/11612-antennenanalysator-von-eu1ky/&pageNo=36
Also viel Spaß beim Lesen, Antennen bauen und eben auch messen!
vy 73 de Lutz, DL1RNN
GM in die Runde,
ja, das war wieder einmal ein schöner und interessanter Ausflug in den WT unseres OV.
Dank an allen Machern für die lehrreichen Beiträge, jetzt sollten meine Antennen also bis
zum Ende der Welt reichen … ABER, Arbeit zieht Arbeit nach sich, ich habe vermutlich noch
ein paar Fragen jetzt mehr ? (:hi
schönes WE, 73 aus Oebisfelde
Bernd DL5BL
Herzlichen Dank für die interessante Lehrstunde! Viel dazu gelernt…
Besonderen Dank an die Dozenten und Moderatoren Hans, Lutz und Christian.
73, Jürgen – DK3OL