Was ist eigentlich das HamNet und wie komme ich rein?

Kurz gesagt: Das HamNet ist das Intranet der Funkamateure. Es verwendet die IP-basierten Protokolle und die preisgünstigen WLAN-Hardwarekomponenten des Internet. Es basiert ausschließlich auf Richtfunkstrecken, während das Internet oft auch über (Kupfer- und Glasfaser-) Leitungen übertragen bzw. verteilt wird. Das HamNet ist  weder frei vom Internet erreichbar, noch kann vom HAMNET aus frei auf das Internet zugegriffen werden, obwohl noch fehlende Linkstrecken im HamNet häufig durch IP-Tunnel im Internet ersetzt werden. Gemeinsam ist allen HamNet Teilnehmern, dass sie Funkamateure sein müssen (wegen der verwendeten Frequenzbänder ist Lizenzklasse A erforderlich)  und dass sie den einheitlichen IP-Adressraum (44.0.0.0/8) benutzen.

HamNet ist die Abkürzung von „Highspeed AmateurRadio Multimedia Network“ und es ist der schnelle Nachfolger des Packet Radio Netzes, das mit langsamen Übertragungsraten (1200 oder 9600 Bd) überwiegend auf 2m, 70cm und 23cm betrieben wurde und inzwischen kaum noch in Gebrauch ist. Das Hamnet bietet 5 bzw. 10 MHz breite Übertragungskanäle auf den 13 cm und 6 cm Amateurfunkbändern, so dass Übertragungsraten von bis zu 40 MBit/s erreicht werden können. Die Geschwindigkeit der DSL-Benutzerzugänge für das Internet ist heute zwar häufig noch schneller (bis zu 100 MBit/s), allerdings trifft das wegen der Unsymmetrie von DSL nur auf den Downlink zu. Der DSL-Uplink ist häufig langsamer als die Möglichkeit, die das HamNet bietet.
Der Aufbau des HamNet wurde 2009 begonnen und ist noch in vollem Gange. Einen historischen Rückblick in die Anfänge des HamNet findet man in [1].
Der DARC unterstützt den HamNet Auf- und Ausbau aktuell durch Mittel aus der „Mitgliedschaft Plus“. Alle Knoten des HamNet müssen als automatisch arbeitende Stationen bei der Bundesnetzagentur registriert werden.

Welche Anwendungen bietet das HamNet? Da wären zunächst die Packet Radio Anwendungen zu nennen, die im Hochgeschwindigkeits-HamNet weiterleben (Mailboxen, Convers, DX-Cluster, Funkruf, APRS). Insbesondere APRS ist für verschiedenste Zwecke sehr interessant und wird an dieser Stelle noch ausführlich beschrieben werden.
Das HamNet stellt darüber hinaus eine Infrastruktur für automatisch arbeitende Amateurfunk-Stationen bereit (APRS-IS Server, DMR/C4FM-Relais, Funkruf, DNS-Server, Monitoring, Zeitserver, Wartungszugänge). Das HamNet bietet auch eine Plattform für innovative Amateurfunkanwendungen (Web-Foren, Mailbox-Webaccess, Dx-Cluster und Convers, eigene Webseiten, Web-SDR, fernbediente Stationen, Videostreams und WebCams, Chat und Videokonferenz, Cloud und FTP Server, Wetterstationen, Suchmaschinen, „Internet-Telefonie“, usw).
Der OV H24 plant, nach der Inbetriebname des lokalen HamNet als erste Anwendung eine fernbedienbare Web-Cam.
Da HamNet-Knoten möglichst mit einer Batteriepufferung ausgerüstet sein sollen, ist das Hamnet auch für den Katastrophenfall (z.B. bei weitläufigem Ausfall des Stromnetzes und damit verbundenem Ausfall von öffentlichen Kommunikationsnetzen) eine Option als Ersatz oder Ergänzung dieser Netze.

Wie kommt nun ein Wolfsburger Funkamateur ins HamNet?
Wie den Mitgliedern des OV H24 bekannt ist, wird aktuell im ehemaligen BW-Funkturm Barwedel der Hamnet-Knoten und -Zugang DB0BWL aufgebaut. Zusammen mit dem Knoten im Wasserturm Fallersleben DB0HVF stehen den  OV-Mitgliedern dann zwei mögliche Zugangswege zum HamNet offen. Dabei gilt der Grundsatz: Optische Sicht zu einem der möglichen Zugänge ist (leider) erforderlich.

Ausleuchtung vom Funkturm Barwedel in Richtung Wolfsburg Stadtmitte mit einer Sektorantenne

Wie die oben gezeigte simulierte „Ausleuchtung“ des Kerngebietes von Wolfsburg vom Funkturm Barwedel aus zeigt, sind aufgrund der Topologie nicht alle Ortsteile gleich gut erreichbar. So gibt es z.B. im Ortsteil Heiligendorf einige interessierte OMs, die leider keine direkte Sichtverbindung nach Barwedel haben, weil sie vom Klieversberg abgeschattet werden. In diesem Fall kann versucht werden, einen indirekten Zugang über einen günstig gelegenen OM zu ermöglichen, der als Relaisfunkstelle fungiert.
Sascha, DL5HI, koordiniert aktuell im OV H24 die Hamnet-Zugänge. Interessierte OMs sollten sich vertrauensvoll an ihn wenden.

Wie sieht nun ein Hamnet-Zugang konkret aus?
Aus Gründen der Vereinheitlichung wird empfohlen, dass die Nanostation M5 der Firma Ubiqiti für Benutzerzugänge verwendet wird. Dabei handelt es sich um einen Vollmetall-Spiegel mit Masthalterung (25 dBi Gewinn, 23dBm Output) und ca. 8° Öffnungswinkel. Der Transceiver ist in die Antenne integriert. Die Verbindung in die Station erfolgt über ein Netzwerkkabel, das auch zur Fernspeisung verwendet wird. Der Preis liegt bei unter 100 EUR.

Im Shack wird die Hamnet-Antenne an den Internet-Router angeschlossen, der die Trennlinie zwischen Hamnet und Internet darstellt. Innerhalb des Einzugsbereichs des Internet-Routers sind dann alle Hamnet-Dienste über LAN und WLAN erreichbar. Als besonders geeignet für die Verbindung zwischen HamNet und Internet hat sich die bekannte Fritz!-Box erwiesen.

[1] https://www.de.ampr.org/_media/d04-2010-hamnet-dl9sau.pdf

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