Hier am Südostzipfel von China, nur wenige Kilometer nördlich von Hong Kong entfernt, war vor gut 20 Jahren noch Brachland. Heute ist Shenzhen die Metropole der Elektronikentwicklung in China, hier liegt das chinesische „Silicon-Valley“.
Ich wandere von meinem Hotel aus zur Huaqiang Road, wo in einer Fülle von Elektronikläden Menschen aus der ganzen Welt anzutreffen sind.
Entlang der Straße wird mit der für China typischen, lautstarken Bewerbung Telekommunikationsgerät und Unterhaltungselektronik für Jedermann angeboten. Richtig interessant wird es für uns Funkamateure hier erst in den dunkleren, weiter zurückliegenden Geschäftsbereichen und in den oberen Etagen der meist mehrgeschossigen Geschäftshäuser. Hier bieten die lokalen Elektronikhersteller alles an, was man zur Herstellung von elektrischen und elektronischen Geräten braucht: Halbleiter, Baugruppen wie Wifi- oder Bluetoothtransmitter, LED-Technik in allen Ausprägungen, passive Bauelemente und einen riesigen Umfang mechanischer Teile, von Unterlegscheiben über Mikrotaster bis hin zu Drehknöpfen in allen Größen und Qualitäten.
Es gibt hunderte solcher Elektronikfabriken in Shenzhen. Vertreten sind sie hier meist durch nur winzig kleine Verkaufsstände, die in Glasvitrinen eng gepackt ihr gesamtes Produktspektrum anbieten. Die Atmosphäre ist sehr ähnlich unseren Flohmärkten. Kunden sind große und kleinere Gerätehersteller, Startups und eher zuletzt Maker und Bastler, die für die Händler wegen ihrer geringen Kaufstückzahlen weniger interessant sind und auch schon mal abgewiesen werden.
Schaltplan und grobe mechanische Skizze dabei? – Professionelle Leiterplatten in größeren Stückzahlen werden hier innerhalb weniger Stunden gefertigt.
Ich versuche mich in Verkaufsgesprächen und bekunde bei einem Lieferanten von LED-Schaltnetzteilen Interesse für die 12 Volt /5 Ampere-Teile. „13 Yuan“ antwortet er mir. Bei welcher Stückzahl, frage ich? „200 pieces“! Das sind mir zu viele. Der Einzelpreis soll bei 19 Yuan (das sind ca. 2,50 Euro) liegen. Ich signalisiere Desinteresse und gehe weiter.
Verhandlungssprache Englisch ist hier eher die Ausnahme, die meisten Händler sprechen nur Chinesisch. Bei einem Einkauf von dynamischen Mikrofonkapseln für das Hobby trifft mich beim Gespräch mit dem chinesischen Verkäufer dann auch prompt wieder einmal die fatale Kombination unserer sprachlichen und kulturellen Unterschiedlichkeit:
Ich möchte eine Auswahl unterschiedlich großer Mikrofonkapseln kaufen, fünf Stück von jedem Typ. Der Verkäufer versteht mich nicht, obwohl ich deutlich auf die Teile in der Glasvitrine zeige. Er hat etwas ganz anderes verstanden – ob ich die Teile bedrahtet oder unbedrahtet möchte? Ich brauche eine Weile, bis ich das verstehe und verlange der Einfachheit halber beide Varianten, bedrahtet und unbedrahtet. Zum Heraussuchen der Ware durchforstet der Mann nun ein riesige Kiste mit vielen kleinen Plastiktütchen. Nach rund 10 Minuten hat er meine gewünschten Teile mit asiatischer Gelassenheit herausgesucht. Bei der Diskussion um die zugehörigen Kunststoffumhüllungen – ich möchte für alle gekaufen Mikrofontypen die ebenfalls in der Auslage befindlichen, passenden Gummigehäuse haben – werden die Hürden unserer unterschiedlichen Kulturkreise unüberwindlich. Ich bedanke mich brav für eine Hand voll irgendwelcher Mikrofonkappen. Über die Preise wird hier in Shenzhen überlicherweise hart verhandelt, und meine Frage nach dem Preis wird auch schnell verstanden: 0,23 Yuan soll eine Mikro-Kapsel kosten, das sind umgerechnet 0,03 Euro! Ich verhalte mich untypisch, bezahle ohne weitere Verhandlung ein paar Yuan und ziehe glücklich mit rund zwei dutzend Mikrofonen im Rucksack weiter.
Die Namen der Unternehmen, deren Stände ich besuche, sind mir meistens unbekannt. Häufig sind dies große Firmen, mit vielen Mitarbeitern. Ich kenne davon einzig und allein Longhorn, einen Hersteller von u. a. Kamera-Modulen, deren Entwicklungsabteilung und Fertigung ich vor ein paar Jahren mal kennengelernt hatte. Longhorn hatte damals schon eine große Entwicklermannschaft und moderne Fertigungseinrichtungen. Das dürfte, wie bei den meisten anderen Firmem auch, inzwischen noch deutlich zugenommen haben.
Irgendwo in der Enge der shenzhener Elektronikmeile muß es eine imposante „Verpackungsallee“ geben, in der die Händler gegen Abend in langen Schlangen anstehen und ihre Waren verpacken und versenden lassen. Ich habe diese Meile nicht gefunden. Vielleicht entdecke ich sie bei meinem nächsten Besuch hier. Shenzhen ist eine sehr schöne Stadt mit vielen Parks und Grünanlagen, in denen man hier gerne seine Freizeit verbringt.
Hallo Christian, einfach nur „WOW“. Vielen Dank für den Beitrag!
73 Alexander, DK5ER
Immer wieder gerne, Alex – wenn nur das Hotel-Wifi in Shenzhen nicht so lahm wäre. Vielleicht ist es ja in Hong Kong schneller. In Kürze werde ich das testen …
Ich habe gerade nochmal nachgezählt. Ich bringe 43 Mikrofonkapseln mit nach Hause, tlwse. super klein. Reinhard, DL3AAV, wird sich wohl am meisten darauf freuen.
Auch von mir ein eindeutiges „WOW²“! Vielen Dank für die interessanten Impressionen.
Hoffentlich warst Du auch für Dich selbst erfolgreich… 😉
Kalle, DK6al
Hallo Christian. Da würde ich auch mal lang laufen. Faszinierens.
73, Kalle
Hallo Christian,
ja, dort würde ich auch gern langlaufen, suchen und sammeln. Einfach toll, was für ein schönes Hobby wir haben. > und für die Mikrofonkapseln gibt es sicher mehr Interessenten ..
Komm gesund wieder, 73 Bernd
Moin Christian,
ich bin zufällig mal auf eure Seite von H24 gestoßen.
Ein sehr schöner und interessanter Bericht aus Shenzhen von dir!
73 von DB3LO – Henry aus Halberstadt!