Owen K. Garriott, W5LFL, SK

Der amerikanische Astronaut Owen K. Garriott ist vor kurzem im Alter von 88 Jahren verstorben. Er war im Einsatz im ersten amerikanischen Weltraumlabor „Skylab“ (1973) und auch beim 9. Flug eines Space Shuttle im Jahr 1983 (STS-9). Er war auch der erste Funkamateur im Weltraum, der mit anderen Funkamateuren auf der Erde in Kontakt trat und damit die Tradition der ISS-Funkkontakte (ARISS) begründete.

Der Shuttle-Flug STS-9 hatte für mich eine besondere Bedeutung. Ich arbeitete zu dieser Zeit als junger Ingenieur und Doktorand am Institut für Datenverarbeitungsanlagen der TU Braunschweig. Ich hatte in den 5 Jahren zuvor gemeinsam mit Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Aeronomie in Katlenburg-Lindau an der Entwicklung und dem Bau eines Teilchenspektrometers gearbeitet, das in Verbindung mit dem Spacelab-1 den Sonnenwind in Erdnähe untersuchen sollte. In meiner Verantwortung lag dabei die Datenverarbeitungseinheit auf Basis des ersten 8-Bit Microprozessors „COSMAC“ in der leistungsarmen CMOS-Schaltungstechnik. Da es von diesem Prozessor eine strahlungsresistente Version gab, wurde er unter anderem in Weltraumanwendungen verwendet. Das Spacelab war in Bremen bei VFW gebaut worden, und ich lernte dort bei Integrationstests auch den deutschen Astronauten Ulf Merbold kennen, der für das Spektrometer während des Fluges verantwortlich sein sollte. Der erste Flug des Spacelab an Bord der Raumfähre „Columbia“ war dann mit STS-9 im Jahre 1983.

Der Start von STS-9 mit 6 Astronauten an Bord erfolgte am 28.11.1983 vom Kennedy-Space-Center in Florida aus und die Landung war nach 167 Erdumkreisungen am 8.12.1983 auf der Edwards-Airforce-Base in Kalifornien. Ich war während des Fluges in Telefonbereitschaft, um bei möglichen Problemen des Instumentes helfen zu können. Aber alles funktionierte einwandfrei und die Physiker konnten die über die Telemetrie des Shuttle in Echtzeit übertragenen Messdaten auswerten.

Ich hatte also Zeit, mich unserem Hobby zu widmen, bei dem damals der Satellitenfunk im Vordergrund stand. Im Sommer 1983 wurde mit einer der ersten Ariane-1-Raketen der ESA der Satellit OSCAR-10, der von der AMSAT-DL entwickelt und gebaut worden war, gestartet. Dieser Satellit hatte zum ersten Mal ein eigenes Triebwerk, das ihn auf eine stark elliptische Bahn mit dem Apogäum über der Nordhalbkugel brachte, so dass zum ersten Mal stundenlange DX-QSOs über Satellit möglich waren. Auch dieser Satellit hatte zur Steuerung einen COSMAC-Microcomputer an Bord, leider jedoch nicht in der Strahlungs-resistenten Ausführung, so dass er etwa 3 Jahre nach dem Start durch Strahlenschäden ausfiel und keine Fernsteuerung des Satelliten mehr möglich war. Meine Antennenanlage bestand damals aus 4 mal 10-Element-Yagis für 2 m und 2 mal 46 Element-Kreuzyagis für 70 cm, die natürlich als Satellitenantenne auch in der Vertikalen drehbar war, und die mir viele schöne Verbindungen über OSCAR 10 ermöglicht hat. Auf 2 m sind mir damals mit dieser Antenne übrigens auch einige EME-Verbindungen (in CW) geglückt.
Kurz vor dem Start von STS-9 verbreitete sich die Nachricht, dass W5LFL versuchen würde, zum ersten Mal in der Geschichte der zivilen Raufahrt aus der Erdumlaufbahn heraus auf 2 m Kontakte zu Funkamateuren auf der Erde herzustellen. Natürlich war das für mich und viele andere Funkamateure ein Anreiz, einen Kontakt zu versuchen oder doch wenigstens das Signal aus dem All zu empfangen.
STS-9 flog in einer annähernden Kreisbahn in einer Höhe von etwa 250 km über der Erdoberfläche. Die Hörbarkeit zwischen Auf- und Untergang war wenig mehr als 5 Minuten und das manuelle schnelle Nachführen der Antenne stellte sich als Problem heraus. Computer für die automatische Antennen-Steuerung waren noch nicht  verbreitet, aber bei den OSCAR-Satelliten und insbesondere bei OSCAR-10 war das manuelle Nachführen der Antenne nicht weiter schwierig. Immerhin hatte ich schon einen Stationscomputer auf Apple-2-Basis zum Berechnen der Auf- und Untergangszeiten und zwei Durchgänge von STS-9 erwiesen sich als recht günstig für meinem Standort in Braunschweig. In der Tat konnte ich Owen Garriott trotz seiner bescheidenen Ausrüstung (Motorola FM-Handfunkgerät mit 5 Watt, Patch-Antenne von innen auf eines des Shuttle-Fenster geklebt) gut hören. Leider erwiderte er meine Rufe nicht, so dass ich nur einen Hörbericht an ihn schicken konnte, der auch bald darauf auch mit einer SWL-QSL erwidert wurde.

Aufgrund meiner damaligen Tätigkeit in der Weltraumforschung hat mich das Thema Satellitenfunk nie mehr ganz losgelassen, und der jetzt verfügbare Amateurfunk-Transponder QO-100 ist Anreiz genug, auch hierüber QRV zu werden.
Das Verdienst von Owen Garriott bleibt es, als erster Amateurfunkverbindungen vom Weltraum aus zur Erde durchgeführt zu haben.

 

2 Gedanken zu „Owen K. Garriott, W5LFL, SK“

  1. Hallo H24!
    Ich ,Reinhard DG4FDQ möchte mich auf diesm Weg bei Euch für den QRP-PLUS
    den ich am 05.04.2019 auf dem 4.Funktag aus dem Nachlass von DL6CY erstanden
    habe bedanken .
    Nach Reinigung der Tasten sowie dem Schalter,macht mir derTRX sehr viel Freude!
    Ich werde es in Ehren halten.

    73 Reinhard DG4FDQ

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