Jürgen, DF3OL, hatte ihn im Internet entdeckt: Den höchsten frei begehbaren hölzernen Aussichtsturm Deutschlands.
Mit einer Gesamthöhe von annähernd 45m, 186 Stufen und einem Gewicht von 150t steht er seit 2004 in einem einsamen Wald- und Heidegebiet zwischen Pritzwalk, Wittstock und Kyritz im Bundesland Brandenburg. „Dort sollten wir mal einen Fieldday ausrichten“, schlug Jürgen vor.
Gesagt, getan. Am Morgen des 19. September trafen sich Jürgen, Günter, DL8GL, und Hans, DK1WB in Brome zur gemeinsamen Fahrt Richtung Blumenthal.
Es galt, die Verbindungsmöglichkeiten auf 2m und 70cm über eine Entfernung von 150 km in den Elm zu Reinhard, DL3AAV, und zum Wolfsburg Relais, DB0VW, zu testen. Außerdem sollte der nagelneue QRP-Transceiver FT817 von Hans ausgiebig auf KW und UKW getestet werden.
Unter Funkamteuren ist der Turm Blumenthal bisher nur wenig bekannt geworden, aber die Mobilfunker haben ihn in Form einer E-Netz-Basisstation bereits für sich entdeckt.
Nach etwa 180 km geruhsamer Fahrt über Bundes- und Landstraßen sahen wir dann endlich den gewaltigen Turm kurz hinter Pritzwalk in der Ferne vor uns.
Der Weg führte uns dann noch über unbefestigte Waldwege bis zu einem kleinen Parkplatz etwa 300 m entfernt vom Turm. Das Wetter hatte aufgeklart und die ersten Sonnenstrahlen brachen bei etwa 15 Grad durch den Hochnebel. Innerhalb von 30 Minuten hatten wir unsere Ausrüstung auf die Plattform in der luftigen Höhe von 36m geschleppt und waren kurz darauf auch schon QRV.
Zunächst galt es, die UKW-Ausbreitungsbedingungen zu testen. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit war die FM-Verbindung über DB0VW über eine Entfernung von 150 km trotz guter Lage und dem Einsatz einer 9 Element Yagi-Antenne nur an der Rauschgrenze möglich. Es folgten verabredete Verbindungen in SSB mit Reinhard, DL3AAV, auf 2m und 70cm, der zu diesem Zweck in den Elm gefahren war. Über das lokale 70cm FM-Relais konnten an diesem Werktag zur Mittagszeit leider kaum Stationen erreicht werden. Nebenbei hatten wir auch noch die Gelegenheit, einen bei der PTB in Braunschweig gestarteten Stratosphärenballon zu verfolgen.
Und wir hatten ja noch eine komplette QRP-Kurzwellenstation dabei. Eine 41m Langdraht-Antenne war schnell gespannt und über einen kleinen automatischen Tuner angepasst, so dass eine Reihe von CW-Stationen aus dem Europäischen Ausland auf 30m und 40m ins Log kamen.
Eindrucksvoll für uns war das Fehlen jeglichen Störnebels auf den Kurzwellenbändern, so dass auch sehr schwache Signale problemlos aufgenommen werden konnten. So macht QRP-Funken Spaß!
Unter den Touristen hat sich die Existenz dieses Turms offensichtlich herumgesprochen, denn immer wieder besuchten uns staunende Spaziergänger und ließen sich auf der dann leicht schwankenden Plattform erklären, was Amateurfunk ist, und dass die Morsetelegraphie bei den Funkamateuren tatsächlich noch tagtäglich zum Einsatz kommt.
Das Fazit nach 4 Stunden Funkbetrieb in luftiger Höhe: Wir kommen wieder!
Vielen Dank für den interessanten Bericht. Vielleicht findet die nächste QRP Expedition ja am Wochenende statt? Ich käme mit…
73, Jürgen – DO1OL